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          Predigt Nr. 6
 zu 
Matthäus 22, 23 - 33 (34)  Eine 
Betrachtung von Pfr. Helwig Wegner, Frankfurt / M. 
(abgedruckt in "echt" 4/03, S. 6)
 Wie 
          Jesus mal ein paar Leuten das Maul gestopft hat 
           
        Ob 
es so etwas wie ein ewiges Leben gibt, darüber haben die Menschen sehr unterschiedliche 
Vorstellungen. Das ist heute so, aber auch schon vor 2000 Jahren gingen die Meinungen 
weit auseinander. Für die Pharisäer zum Beispiel ist es eine ausgemachte 
Sache, dass es eine Auferstehung der Toten gibt. Für völlig absurd dagegen 
halten die ebenfalls sehr frommen Sadduzäer eine solche Idee. Und die geben 
zur Zeit Jesu den Ton an in Religion und Gesellschaft. Was aber hält Jesus eigentlich 
von der Auferstehung der Toten? Eines Tages stellt eine Gruppe von Sadduzäern 
ihm diese Frage. Sie konfrontieren ihn mit einem hoch interessanten, aber kniffligen 
Fall.
 "Meister", 
sagen sie, "im Gesetz, das wir von Mose haben, steht, dass, wenn einer stirbt 
und keine Kinder hat, dann soll sein Bruder dessen Frau heiraten. Dann kann der 
auf diese Weise seinem Bruder noch Nachkommen verschaffen. Jetzt haben wir einen 
so einen Fall. Da sind sieben Brüder. Der erste heiratet und stirbt; und 
weil er keine Nachkommen hat, heiratet sein Bruder seine Frau. Als dann auch der 
stirbt, kommt der dritte an die Reihe. Und so geht das weiter bis zum siebten. 
Am Ende stirbt dann auch noch die Frau."
 Das ist ohne Zweifel eine dramatische 
Geschichte. Vielleicht hat sie sich wirklich so zugetragen, wer weiß.
 Aber die eigentliche 
          Frage haben die Sadduzäer noch nicht gestellt. Die kommt jetzt: 
          "Wie ist das nun in der Ewigkeit? Wessen Frau wird sie nach der Auferstehung 
          sein? Sie ist ja mit allen verheiratet gewesen! Alle haben sie gehabt." 
          Wenn es eine Auferstehung der Toten gibt, dann dürfte bei dieser 
          Familie im Himmel ein ziemliches Durcheinander herrschen, eine Frau 
          und sieben Männer! Wenn es nur zwei gewesen wären, das hätte 
          man im Himmel ja vielleicht noch hinbekommen. Aber sieben? Also: Wessen 
          Frau wird sie dort sein? Oder musst du, Jesus, uns nicht zustimmen, 
          dass die Ewigkeit eine ganz und gar unglaubliche Vorstellung ist?
 
 Die Ewigkeit ist anders
 Jesus reagiert schroff. 
          Er stopft ihnen das Maul, so heißt es da und antwortet ihnen: 
          "Ihr kennt weder unsere Bibel noch wisst ihr was von der Macht Gottes. 
          Wenn die Menschen von den Toten auferstehen, werden sie nicht heiraten 
          und sich nicht heiraten lassen, sondern sie sind wie die Engel im Himmel." 
          Die Ewigkeit ist in allem ganz anders als das Leben auf dieser Welt. 
          Auferstehung heißt auch nicht, dass die mit Uhren zu messende 
          Zeit ins Unenendliche verlängert wird. Unsere kleinen Ordnungen 
          und unsere engen Vorstellungen zählen dort nicht mehr und selbst 
          die Ehe gilt nichts im Himmel: "Sie sind wie die Engel", nicht Mann, 
          nicht Frau, ja vielleicht ganz ohne Gestalt. Jesus hat immer wieder 
          neu versucht, den Menschen die Augen für die Ewigkeit, das Reich 
          Gottes zu öffnen. Er hat gezeigt, wie auch im jetzigen Leben schon 
          etwas von jener größeren Wirklichkeit erahnt werden kann, 
          in die hinein wir auferstehen. Das Himmelreich ist das Thema der Predigten 
          und Geschichten Jesu.
 
 Die letzte Erfüllung
 Das 
Himmelreich ist nahe - das ist in einem Satz die Botschaft Jesu. Die Trennwand 
zwischen unserer Wirklichkeit und Gottes Reich ist dünn. Darum können 
wir ab und zu etwas davon kosten, was diese letzte Erfüllung sein wird, ab 
und zu haben wir so etwas wie einen Vorgeschmack auf die Ewigkeit. Aber das komplette 
Menü kommt erst, wenn wir im Sterben in Gottes umfassende Welt eingehen.
 
  
           
  
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